Gedankensplitter

. . . eines fast uralten Alten Herrn

Einige Male jährlich bringt die Post Nachricht von den Rheinfranken aus Marburg: das Semesterprogramm, das Benachrichtigungsblatt, die Rheinfrankenzeitung. Ich werde von „meinen“ Rheinfranken informiert über Aktuelles im Bund und an der Universität. Ich erinnere mich jeweils lebhaft an meine Zeit als Student vor nun mehr als 55 Jahren, an die intensive Gemeinschaft und Freundschaft unter meinen Bundesbrüdern, an die Erlebnisse im „lieben Nest“ Marburg, an fröhliche Feste, auch an den Frust der ersten Studiensemester. Durch die Rheinfranken, wo ich auf Konventen und bei sonstigen Diskussionen die Kunst der freien Rede üben konnte, bin ich meiner alten „Alma Mater“ verbunden geblieben – auch ganz real, indem ich immer, wenn Familie, Beruf oder meine Hobbys es erlauben, nach Marburg fahre und einige Tage bei meinem Bund und meinen Bundesbrüdern verbringe.

 

Die jungen Bundesbrüder nehmen mich uralten Knaben wie einen der ihren, wobei das in einer Burschenschaft eigentlich selbstverständliche gute Benehmen und die ehrliche Zuwendung der Bundesbrüder wohltuend sind in dem Bemühen, mir den Aufenthalt in Marburg so angenehm wie möglich zu machen. Ich lerne bei jedem Aufenthalt die neuen jungen Bundesbrüder kennen, die mir dann bei weiteren Besuchen in Marburg vertraut und verbunden sind.

 

Die bundesbrüderliche Verbundenheit wird gestärkt und gefestigt durch jährliche gemeinsame Törns auf meiner Segeljacht; da muß auch schon einmal die Familie zurückstehen! Ich bin gerne in Marburg bei meinen Rheinfranken!

 

. . . eines Unternehmers

Als ich kam, wusste ich wenig über Verbindungen. Und das Wenige schien skurril und eher etwas lächerlich zu sein. Heute bin ich seit über dreißig Jahren Mitglied und war Hunderte von Malen in Marburg, seit ich nicht mehr dort studierte. Ich kenne immer noch alle aus meinem Jahrgang und den Nachbarjahrgängen – einige Dutzend mehr oder weniger enge Freunde.

 

Die Unternehmer der Rheinfranken sind eng vernetzt – wir helfen uns und den anderen Bundesbrüdern gern und häufig: Verbindungen schaden höchstens dem, der sie nicht hat. Das Verbindungswesen ist im schlechteren Fall Folklore, im besseren echte Elitenbildung: Elite ist, wer sich nicht selbst optimiert, sondern seine individuellen Fähigkeiten der engeren und weiteren Gemeinschaft nutzbar macht: seiner Familie, seinem Bund, seiner Stadt, seinem Land. Im Berufsleben seiner Firma. Und Fähigkeiten hat jeder – man muss es ihn nur erkennen lassen. Das ist der Anspruch bei Rheinfranken. Und das bringt einen in jeder Hinsicht weiter.

 

. . . eines Theologen

Freundschaft: Es gibt keine andere Organisation, keinen Verein, in dem ich so tiefe Freundschaften gefunden habe, wie bei den Rheinfranken. 

Ideale: In einem Studentenlied, das auf dem Rheinfrankenhaus gern gesungen wird, heißt es: „Nicht dem Kampf nur um dein Morgen, auch dir selbst sei etwas wert.“ Seine eigenen Ideale zu entdecken und zu lernen, auch gegen Widerstände von außen dazu zu stehen, das verdanke ich meiner Aktivenzeit bei den Rheinfranken.

Toleranz: Diskussion gehört auf dem Rheinfrankenhaus dazu. Kräftig zu diskutieren und trotzdem als Freunde verbunden zu bleiben, dem anderen mit Respekt zu begegnen - das ist gelebter Alltag auf dem Rheinfrankenhaus. Eine höhere Meinungsvielfalt und tolerantere Diskussionen habe ich nirgendwo anders erlebt.

 

. . . eines Juristen

Der LEBENSBUND verbrieft den Bundesbrüdern auf Lebenszeit die Möglichkeit, intensive Bindung zur Universitätsstadt, dem Haus und den Studienfreunden/Bundesbrüdern zu halten und darüber hinaus zahlreiche werthaltige und beständige Freundschaften zu schließen. Ohne die Rheinfranken hätte ich anonym an der Uni rumstudiert, meinen Abschluss gemacht und dann von Marburg wahrscheinlich nie wieder etwas gehört.

So habe ich durch die Verbindung zu Bund, Haus und Freunden an meinem Studienort einen Anker auf Lebenszeit. „…seh still auf das alte Nest nieder… und schwing dann jungselig den Hut, stimmt ein in das Lied aller Lieder, Alt Marburg, wie bin ich dir gut…“.

 

. . . eines Humanbiologen

Bei den Rheinfranken habe ich gelernt, mich mit fremden Leuten über ein x-beliebiges Thema zu unterhalten und auf Menschen zuzugehen. Man lernt, wie ein Verein von 200 Leuten organisiert wird, wie man als Aktivensprecher eine kleine Gemeinschaft zusammenhalten kann oder wie man vor einem demokratischen Gremium auftritt.

 

. . . eines Managers

Ich habe vier Semester nur gefeiert und gefochten, vielleicht 10% meiner Vorlesungen besucht und so gerade eben mein Vordiplom gemacht. Ich wusste damals schon: diese freie Zeit kann mir keiner nehmen, die lasse ich mir nicht versauen! Mein Examen habe ich dann seriös und gut in Münster gemacht, und das hat beim Einstieg geholfen.

Heute bin ich einer von vielen Unternehmern bei den Rheinfranken und helfe den jungen Bundesbrüdern so, wie mir geholfen wurde: mit Tipps, wenn ich gefragt werde, und mit Kontakten und Jobangeboten, wo sie helfen. Wir sind ein Bund – lebenslang. Und es macht unwahrscheinlich viel Spaß, das zu leben und die einzelnen Bundesbrüder aktiv zu fördern.